Begriffe: "Kanu" und "Kajak"

Die Bootsarten lassen sich auf zwei historische und bis heute gültige Grundformen zurückführen: Kanu und Kajak
Leider habe ich noch nicht für alle Schlagworte ein passendes Bild.


Das "Kanu"

aus dem englischen "Canoe" bzw. französischen "Canôt" abgeleitet,
oben offenes, mit Stechpaddel gefahrenes Boot, aus dem Birkenrinden-Boot der nordamerikanischen Indianer entwickelt.
Im deutschsprachigen Raum und in einigen anderen Ländern (z.B. Schweden, Niederlande) wird im offiziellen Sprachgebrauch der Verbände der Begriff "Canadier" verwendet und "Kanu" als Sammelbegriff für "Kajak und Canadier" - meist in Verbindung mit anderen Begriffen (Kanu-Verband, Kanusport, Kanuslalom ...)

Birkenrindenkanu

vermutlich karibisch von can(a)oa, "Baumkahn", von den Weißen auf die Boote der nordamerikanischen Indianer übertragen (engl. Canoe, franz. Canôt oder Canoé) als Reise-, Transport-, Jagd und Kriegsboot der Indianer auf den Flüssen und Seen Nordamerikas war ein oben offenes, mit Stechpaddel knieend und mit dem Gesicht in Fahrtrichtung gefahrenes Boot. Der Rumpf war in Birkenrinde (in Ermangelung von Birken auch Ulmenrinde) eingezogene dünne Holz-Planken und Holz-Spanten. Die Länge war 10-20 Fuß, für Kriegskanus mit bis zu 20 Kriegern auch bis zu 40 Fuß (1 Fuß = 0,3 m).

Westküstenkanu

Die Stämme der nordamerikanischen Westküste dagegen bauten Kanus aus Vollholz.

Montréal-Kanú

Die Kanus wurden im heutigen Kanada ab 1650 auch von den Weißen in wachsender Zahl für den Pelzhandel benutzt und für diesen Zweck auch in den Dimensionen stark vergrößert:

- Montréal-Kanú / canôt de maître
ca. 35-40 Fuß / 8-10 Personen + 0,7 t Proviant und Ausrüstung + 3 t Ladung
für die Fahrt Montréal - Grand Portage
Gemälde von Mary Hopkins

Nord-Kanú

- Nord-Kanú / canôt du nord
ca. 25-30 Fuß / 4-6 Personen + 0,3 t Proviant und Ausrüstung + 1,5 t Ladung
für die Fahrt Grand Portage - Pays d'en haut = Pelzhandels-Gebiet nordwestlich des Lake Superior.
- Die einzelnen Pelzhändler im hohen Norden benutzten Kanus mit indianischen Größenverhältnissen (15-17 Fuß).
aus "The Illustrated Voyager" Hovard Sivertson 1999 (ISBN 0-942235-43-6)

Wood-and-Canvas Canoe

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren kaum mehr geeignete Baumstämme für Birkenrindenkanus zu finden. Die Boote wurden nun aus dünnen Holzspanten und Planken gebaut (Wood). Für eine wasserdichte und widerstandsfähige Außenhaut wurden sie mit Segeltuch bespannt (Canvas) und diese mit einem "Filler", zu vergleichen mit flüssigem Fensterkitt, imprägniert.
Der z.B. von der Firma Cestnut seit 1910 in großer Zahl hergestellte "Prospector" eignete sich für Flachwasser bis zum Wildwasser und war "das" Arbeitspferd der Fallensteller, Erzschürfer, Geologen, Landvermesser etc.
Bild: Mathias Zürcher, www.wood-and-canvas.de

Kunststoff-Kanu

Die heute meist benutzten Kanus sind eine Kunststoffschale (GFK, PE, Royalex, Royalex light, Kevlar , Carbon, Tuv-Weave...), dem Einsatzzweck entsprechend geformt und geformt als Zahmwasserboot, Allroundboot, Wildwasserboot.
Typische Längen sind 15, 16 und 17 Fuß für 1 - 4 Personen. Bekannte Marken sind Wenonah, Oldtown, Novacraft, Mohican (früher Indian Canoe), Mad River.
Als weitere "moderne" Bauform sind die aus aneinander geleimten Holzleisten geformten, meist mit GFK überzogenen "Stripline-Kanus" zu erwähnen (manchmal in meisterlicher handwerklicher Präzision und Schönheit)
Die nach 1945 aufgekommenen Alu-Kanus hatten einige Nachteile und sind heute kaum mehr zu sehen.

Royalex-Wildwasserkanu

aus "Faszination Kanusport"
G. & J. McGuffin 1999 (ISBN 3-89365-849-1)

Mannschaftscanadier

Mannschaftscanadier in der Tradition der großen Pelzhandels-Kanus bieten bis zu 10 Personen, nebeneinander oder abwechselnd links / rechts sitzend Platz.

Faltkanu

Falt-Kanus mit Alugestänge und Kunststoffhaut sind bei eingeschränkten Lagermöglichkeiten oder für Fahrten in entlegene Gebiete wegen des Transport oft die einzige Alternative.
Bekannte Marken sind Ally und Pakboats
Werk-Foto Bergans, Norwegen (Ally)

Schlauchcanadier

Gummi-Kanus, meist als Schlauch-Canadier bezeichnet sind platzsparend zu lagern und und zu transportieren, sind unempfindlich gegen Grundberührungen im Wildwasser, verzeihen leichter einen Fahrfehler und sind bei Kenterungen ein einziger großer Auftriebskörper. Sie haben dafür schlechtere Fahreigenschaften in ruhigerem Wasser, weniger Volumen für Gepäck und sind pflegeaufwändiger als Festschalen-Kanus.
Bekannte Marken sind Grabner und Spreu, .
Werk-Foto Grabner, Östereich

Bei Wettkämpfen werden folgende Disziplinen unterschieden:

Fotos: Uschi Zimmermann

Rennsport

... mit C1, C2, C4 und C8
(C1, C2, C4, C8 = Canadier mit 1, 2, 4 und 8 Personen - zusätzliche Unterteilung in Sprint 200m, klassische Distanz 500m und Langstrecke 2000m Schüler / 6000m Jugendliche / 10000m Leistungsklasse sowie Damen, Herren und Jugend / C8 nur national Herren)

Slalom

... mit CI und CII
(C1, C2 = Canadier mit 1 oder 2 Personen - nur Herren oder 2 Personen "mixed", je nach Austragungsort variierende Streckenlänge)

Wildwasser-Rennsport

... mit CI und CII
(CI, CII = Canadier mit 1 und 2 Personen - nur Herren)

Freestyle (Rodeo)

... mit C1 oder ...
(C1 = gedeckter Canadier mit 1 Person, OC = open canoe mit 1 Person, zusätzliche Unterteilung in Damen, Herren, Jugend)

Freestyle (Rodeo)

... mit OC

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Der "Kajak"

oben geschlossenes, mit Doppelpaddel gefahrenes Boot, aus dem Jagdboot der Inuit entwickelt

Innuitkajak

als Jagdboot der Bewohner der arktischen Küsten und Sunde Nordamerikas und Grönlands war ein oben geschlossenes, mit Doppelpaddel sitzend und mit dem Gesicht in Fahrtrichtung gefahrenes Boot. Der Rumpf war ein mit Tierhäuten bespanntes Knochengerüst.

Holzkajak von Mc Gregor

Die ersten Freizeitkajaks waren holzbeplankt ("Tausend Meilen im «Rob Roy» Canoe" von MacGregor).
aus "Tausend Meilen im «Rob Roy» Canoe"
John MacGregor 1875 (ISBN 3-92580-20-0)

Faltboot

Der große Durchbruch für den Freizeitsport in Deutschland begann an der Isar mit den von Heurich entwickelten und von Klepper serienmäßig gebauten Kajaks mit Holzgeüst und Haut aus Baumwolltuch, später gummiertem Baumwolltuch ("Der Hadernkahn" von U. u. C. Altenhofer). Diese Boote werden bis heute "Faltboote" genannt (siehe auch unten), sind immer noch aktuell, auch mit Alugerippe und Kunststoffhaut und bei fehlenden Lagermöglichkeiten und für Fahrten in entlegenen Gebieten wegen des Transport oft die einzige Alternative.
Foto: Uschi Zimmermann

Wanderkajak

Die heute meist benutzten Kajaks sind eine Kunststoffschale (GFK, Glasfasergewebe mit Epoxydharz oder Polyesterharz, PE ...), dem Einsatzzweck entsprechend geformt und ausgerüstet als Wanderboot, Seekajak, Wildwasserboot oder Rodeoboot/Playboot. Zweierkajaks werden meist nur als Wanderkajaks und Seekajaks gefahren.
Fotos Uschi Zimmermann

Seekajak

Wildwasserkajak

Rodeoboot

Gummikajak

Gummikajaks sind platzsparend zu lagern und und zu transportieren, sind unempfindlich gegen Grundberührungen im Wildwasser, verzeihen leichter einen Fahrfehler und sind bei Kenterungen ein einziger großer Auftriebskörper. Sie haben dafür schlechte Fahreigenschaften in ruhigerem Wasser, kaum Volumen für Gepäck und sind pflegeaufwändiger als Festschalen-Kajaks.

Bei Wettkämpfen werden folgende Disziplinen unterschieden:

Fotos: Uschi Zimmermann

Rennsport

... mit K1, K2 und K4
(K1, K2, K4 = Kajak mit 1, 2 und 4 Personen - zusätzliche Unterteilung in Sprint 200m, klassische Distanz 500m und Langstrecke 1000m, in Deutschland auch 2000m Schüler / 6000m Jugendliche / 10000m Leistungsklasse sowie Damen, Herren, Jugend, längste Tradition, seit 1936 olympische Disziplin)

Slalom

... mit K1
... Mannschafts-Slalom mit drei K1 je Mannschaft...
(K1 =Kajak mit 1 Person - zusätzliche Unterteilung in Damen, Herren und Jugend, je nach Austragungsort variierende Streckenlänge, meist 300...350m, max. 600m)

Slalom Mannschaft

Wildwasser-Rennsport

... mit K1
(K1 = Kajak mit 1 Person - zusätzliche Unterteilung in klassische Distanz 5...7km und Sprint 350...800m sowie Damen, Herren und Jugend)

Kanu-Polo

... mit K1
(K1 = Kajak mit 1 Person, zusätzliche Unterteilung in Damen, Herren und Jugend)

Freestyle (Rodeo)

... mit K1
(K1 = Kajak mit 1 Person, zusätzliche Unterteilung in Damen, Herren und Jugend)

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"Kajak - Kanu - Kanadier"

Zuerst in England, dann in Deutschland wurden die ersten holzbeplankten Kajaks fälschlicherweise Canoe = Kanu genannt ("Tausend Meilen im «Rob Roy» Canoe" von MacGregor), das eigentliche Kanu wurde mit "Canadier" bezeichnet - ein im Ursprungsgebiet Nordamerika völlig ungebräuchliches Wort für Kanu.
Der Begriff "Kanu" dagegen wird heute ebenso fälschlicherweise im deutschsprachigen Raum und in einigen anderen Ländern (z.B. Schweden, Niederlande) im offizellen Sprachgebrauch der Verbände als Oberbegriff für Kajaks und Canadier verwendet.
Der zutreffendere Oberbegriff wäre "Paddelboot" vom frei in der Hand bewegten Paddel (eng. "paddle" = "rühren", "Rührholz").
Im Gegensatz dazu wird ein "Ruderboot" mit 2 beidseits fixierten "Riemen" (umgangssprachlich "Ruder") "gepullt" oder mit einem am Heck eingelegten Einzelriemen "gewriggt" und zwar sowohl mit dem Gesicht als auch mit dem Rücken in Fahrtrichtung.
Auch das sogenannte Faltboot ist ein Kajak - wegen seiner Gerüst/Haut-Konstruktion das historisch authentische - der Begriff Faltboot dagegen paßt auch auf derart konstruierte Kanus (= Falt-Canadier).

Schlauchboote und Raftingboote

Schlauchboote und speziell für Wildwasser gebaute Raftingboote sind in diesem Sinne nicht einzuordnen, weil sie auf verschiedene Arten gefahren werden:
- mit Stechpaddeln, auch für die Steuermänner
- mit Stechpaddeln und 1 Riemen am Heck als Ruder für den Steuermann
- mit Stechpaddeln und 2 Riemen an Dollen für den Steuermann.
(Schlauchboote nur mit Riemen sind Ruderboote)

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